Über das Ende reden: In Schupplis Schwatzgeschäft

«Über Leben und Sterben zu reden, ist immer zu früh – bis es zu spät ist», sagt Martin Schuppli. Der DeinAdieu-Autor bietet in seinem Büro mit Schaufenster Interessierten die Möglichkeit, über «Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase» zu sprechen. Mit seinem Schreib- und Schwatzgeschäft in Walenstadt will der Autor etwas beitragen, das Tabuthema Tod aufzuweichen.

Über Sorgen, Ängste und Zuversicht reden. Über Leben und Sterben schreiben. Um die Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase dreht sich praktisch alles im Schreib- & Schwatzgeschäft des DeinAdieu-Autors Martin Schuppli.

«Es ist immer zu früh, vom Leben und vom Sterben zu reden – bis es zu spät ist», sage ich. Martin Schuppli. DeinAdieu-Autor. In meinem Büro mit Schaufenster bietet sich mir die Möglichkeit, mit Interessierten über «Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase» zu sprechen. Und das mache ich. Mit meinem Schreib- und Schwatzgeschäft in Walenstadt möchte ich etwas beitragen, das Tabuthema Tod aufzuweichen. Warum ich darüber rede, werde ich gefragt. Ich sag jeweils, weil ich es kann.

Schwatzgeschäft Martin Schuppli
Herzlich willkommen im Büro von DeinAdieu-Autor Martin Schuppli. Im Schreib- und Schwatzgeschäft gibts «Café gegen Gespräch». (Foto: Ueli Hiltpold)

Menschen erzählen mir Geschichten

Als Autor suche ich Geschichten. Ich rede und schreibe seit Jahren tagtäglich über Leben und Sterben. Gesundheit ist ein Thema, ebenso Werteanamnese, Palliative Care, Exit, Demenz, Alzheimer, Suizid, Krebs, Altersfreitod. Weitere Stichworte sind: Testament, Vorsorgeauftrag und Patientenvollmacht und Patientenverfügung. Diese Welt kenne ich aus hunderten Gesprächen.

Es entstanden viele Blog-Beiträge. Berührende Geschichten. Überraschende, informative sowie erklärende Reportagen. Oft flossen Tränen beim Interview, oft schwiegen wir. Und dann, nachdem es vielleicht traurig war, herrscht beim Fototermin eine fröhliche Stimmung. Dann spüre ich, wie wichtig das darüber Reden ist.

Schwatzgeschäft DeinAdieu-Autor Martin Schuppli
Inmitten von grossen und kleinen Bildern schreibt der Autor seine Blog-Beiträge für DeinAdieu. (Foto: Ueli Hiltpold)

Gedanken übers Sterben machen

All meine Geschichten schreibe ich als Autor für DeinAdieu. Dieses Webportal baute ich zusammen mit Nicolas Gehrig auf. Heute zählen das Team über ein Dutzend engagierte Mitarbeitende. Und die Zahl der monatlichen Seitenaufrufe steigt: Über 25 000 sinds – Stand Juli 2019.

Auf DeinAdieu.ch gibts viel zu entdecken. Etwa die beiden Videos zum Thema Werteanamnese. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, welches denn die Werte sind, die Ihnen Freude bereiten, die Ihnen wichtig sind? Wissen Sie, was es ist, das Ihr Leben lebenswert macht? Haben Sie mit Ihren Angehörigen darüber gesprochen? Haben Sie nahestehende Freunde, Freundinnen ins Vertrauen gezogen?

Zur Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase tauchen in der Regel Fragen auf. Unzählige Antworten finden Sie auf DeinAdieu.ch. Etwa im Download-, im Ratgeber-, sowie im Dokumenten-Bereich. Beliebt ist ebenfalls der Testamentgenerator sowie, und das freut mich, meine Blog-Beiträge.

Schwatzgeschäft,
DeinAdieu-Autor Matin Schuppli in seinem Büro, das er Schreib- und Schwatzgeschäft nennt.

Die Endlichkeit des Lebens

Ein Journalist, ein Autor stellt viele Fragen und wird oft gefragt. Ich scheue mich nicht, Antworten zu geben. Etwa auf die Frage, ob ich mich fürchten würde vor der letzten Reise. Nein, sage ich jeweils. Ich versuche, jetzt zu leben. Im Hier und Heute. Versuche, Gutes zu tun.

Schwer hingegen ist das Abschiednehmen von Stillgewordenen. Dann, wenn einen die Emotionen überwältigen. Wie damals, Ende Januar 2018, in einer Kirche am Zürichsee. Ich sass in der vordersten Bank, wartete auf meinen Einsatz als Trauerredner.

Organist Alexander Seidel erfüllte mir einen Wunsch: Er spielte die Toccata und Fuge in D minor. Sie wird Johann Sebastian Bach zugeschrieben. Das Präludium dieser Musik, die schnellen Läufe und vollgriffigen Akkorde gefolgt von der vierstimmigen Fuge, fluteten jede Ritze meines Herzens, erfüllten die letzten Winkel des Gotteshauses. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte die Mutter einer lieben Freundin nicht gekannt, aber der Abschied von einem Menschen, der so sehr geliebt wurde, tat weh, und die Klänge dieser Orgel stützten diesen Schmerz.

Abschiednehmen schmerzt

Es trifft jeden, jede von uns. Früher oder später. Unser Weggehen wird wehtun. Weniger uns, als denen, die zurückbleiben. Und so macht es Sinn, uns frühzeitig mit dem Tod, dem Sterben, dem Abschiednehmen auseinanderzusetzen. Es tut gut, sind wir, jeder auf seine Art, vorbereitet auf das Abschiednehmen. Auf unser Adieu von der Welt. Sowie auf das Abschiednehmen von geliebten Menschen, von Tieren. Es tut gut, wenn wir uns gedanklich vorbereiten auf das Heimgehen. Wenn wir uns vorbereiten auf das Stillwerden. Aufs das Totsein. Auf das Treffen mit Gevatter Tod.

Und wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Es tut gut, sich Gedanken zu machen, wie sie ausschauen soll, die letzte selbstbestimmte Lebensphase. Und es macht Sinn, sich diese Gedanken jetzt zu machen. Denn: Es immer zu früh, bis es zu spät ist.

Text: Martin Schuppli, Fotos: Ueli Hiltpold

Im Schwatzgeschäft übers Ende reden

Martin Schuppli, Autor-DeinAdieu
Lindenstrasse 26, 8880 Walenstadt SG

Tel. +41 79 604 78 00 | Mail: Martin.Schuppli@DeinAdieu.ch

Kommentar verfassen