Tote Haustiere im Tierkrematorium würdig verabschieden

Auch das Leben von geliebten Haustieren ist begrenzt. Esther Sager tröstet täglich Menschen im Tierkrematorium in Seon AG.

Esther Sager ist es gewohnt, Menschen beizustehen, die von Trauer überwältigt werden. Die Aargauerin arbeitet in der Geschäftsleitung des Tierkrematoriums Seon AG und leitet das Kundenbetreuungsteam. «Ich weiss, es ist unglaublich schmerzvoll, jemanden zu verlieren, der einem sehr am Herzen lag. Sei es einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier.»

Die fröhliche Frau kennt diesen Schmerz aus eigener Erfahrung. «Meine Eltern starben früh und vor Kurzem verlor ich eine liebe Freundin. Das tat jedes Mal sehr weh», sagt sie und hält inne. Ihre Augen sind vorübergehend von Trauer umwölkt. «Mir ist klar, der Tod gehört zum Leben, ebenso die Geburt. Das ist auch bei den Tieren so. Ich hielt immer Hunde, Katzen. Ich halte ein Pferd und drei kleine Säuli. Mir ist klar: Jedes dieser Leben ist begrenzt. Ich musste schon mehrmals akzeptieren, dass der Tod eines Tiers zum Leben gehört. Der Tod ist eine Realität des Lebens.»

Der Abschied vom geliebten Tier fällt schwer

Esther Sager erlebt regelmässig, wie Tierfreunde sich nur schwer damit abfinden können, von einem Tier Abschied nehmen zu müssen. «Letzthin brachte uns eine Frau ihre verstorbene Katze zum kremieren vorbei. Das 17-jährige Tier war nach einem Unfall vom Hals abwärts gelähmt. Mit aufopfernder Hingabe kümmerte sich diese Kundin fast zwei Jahre lang um ihre geliebte Miezekatze, bis sie sich schliesslich von ihr trennen musste.»

Oft sind Haustiere Ersatz für einen geliebten Menschen. Ersatz für erwachsene Kinder, fehlende Enkel, einen fehlenden Partner. «Diese Ersatzfunktion dauert aber nur eine begrenzte Zeit. Hunde und Katzen werden im Durchschnitt 15 bis 20 Jahre alt. Der Mensch überlebt sie also in den meisten Fällen. «Und deshalb sollte er, deshalb muss er sich meiner Meinung nach damit abfinden, dass das Leben eines Tieres begrenzt ist», sagt Esther Sager.

Würdevoller Abschied im Tierkrematorium

Wer nicht will, dass ein verstorbenes Tier, meist eine Katze oder ein Hund, in einer Tiermehlfabrik endet, der überlegt sich, seinen Vierbeiner kremieren zu lassen. «Wir arbeiten mit vielen Tierärzten zusammen», sagt Esther Sager. «Ihnen können Tierhalter die verstorbenen Lieblinge anvertrauen. Mit dem Tierarzt können sie besprechen, was mit der Asche geschehen soll.»

Im Tierkrematorium Seon gibts eine ganze Auswahl verschiedenster Urnen. Auch ist es möglich, die Asche in einem gepflegten Gemeinschaftsgrab neben dem Krematorium beisetzen zu lassen.

Wer möchte, darf sich im Tierkrematorium vom toten Hund, von der toten Katze verabschieden. «Wir sind 365 Tage im Jahr für unsere Kunden da, das Pikett-Telefon ist rund um die Uhr besetzt», sagt Esther Sager. Wer vorbeikommen will, vereinbart mit uns einen Besuchstermin. Dann nehmen wir uns Zeit, gestalten mit den Leuten auf Wunsch ein schlichtes Abschiedsritual. Wie das ablaufen kann, erzählte Ester Sager am Beispiel von Larissa und «Grigri»:

Zwei Pfotenabdrucke zur Erinnerung

«Das Beispiel der achtjährigen Larissa zeigt eindrücklich, wie Kinder mit Trauer umgehen. Larissa trägt ihre tote Katze im Korb über die Schwelle zu uns ins Krematorium. Der Korb ist schwer. Aber das Mädchen will sich nicht helfen lassen. Die Mutter hält den kleinen Bruder Nando an der Hand. Im Abschiedszimmer erzählt Larissa, was passiert ist. Sie hat ihre tote Katze am Strassenrand gefunden und nach Hause getragen. Ein Auto muss ihren Grigri überfahren haben. Die Geschichte sprudelt nur so aus dem Mädchen heraus. Gemeinsam mit den Kindern mache ich von Grigri zwei Pfotenabdrücke aus Modelliermasse – zum Andenken. Der kleine Nando ist still und beobachtet, was geschieht. Larissa hingegen will genau wissen, was hinter der Tür passiert, wo ihre Katze nachher kremiert wird. Sie fragt: ‹Spürt Grigri etwas?› ‹Natürlich nicht›, sage ich, beruhige das Kind. Und so bettet Larissa Grigri auf den Kremationswagen, legt eine Zeichnung dazu und streicht der Katze nochmals liebevoll übers Fell.»

Darf man das Haustier im Garten begraben?

Aber was ist, wenn jemand die Katze, den Hund zu Hause im Garten begraben möchte? Esther Sager: «Tiere dürfen nur im Garten vergraben werden, wenn sie weniger als zehn Kilo schwer sind. Die vergrabenen Körper müssen mindestens zwei Meter über dem Grundwasserspiegel liegen und mit einer Erdschicht von mindestens 1,2 Meter Dicke überdeckt werden.

Text: Martin Schuppli/Foto: Esther Sager, Tierkremation.ch

Tierkrematorium
Birren 25, 5703 Seon AG
Tel. +41 62 775 05 52

www.tierkremation.ch | info@tierkremation.ch

Kann jemand Tierasche mit in «sein» Grab nehmen?

Das Thema, ob die Asche von Tieren auf einem «Menschen-Friedhof» beigesetzt werden könne, beschäftigt derzeit verschiedene Bestattungs- und Friedhofsämter. DeinAdieu.ch fragte in Zürich, Basel und Bern nach:

ZÜRICH
«Bei uns können Tierurnen bei einem bestehenden Grab oder bei einer aktuellen Bestattung grundsätzlich beigesetzt werden», schreibt Rolf Steinmann, Leiter Bestattungs- und Friedhofamt. «Das geht natürlich beim Gemeinschaftsgrab nicht. Ebenfalls nicht erlaubt ist, ein Grabzeichen für das Tier aufzustellen oder bei einem bestehenden Grabmal den Namen des Tieres beizufügen.» Link zum Zürcher Bestattungs- und Friedhofamt

BERN
Auf Berner Friedhöfen ist die Beisetzung von Tier-Asche nicht gestattet. Die Behörden vermuten, dass Tier-Asche durch Angehörige heimlich einer beizusetzenden Urne beigefügt oder Asche direkt in einem bestehenden Grab vergraben wurde.

Walter Glauser, Bereichsleiter Friedhöfe der Stadt Bern, schreibt DeinAdieu.ch: «Derzeit erstellen wir ein Konzept ‹Mensch und Tier›. Und zwar in Zusammenarbeit mit einigen auserwählten Steinbildhauern. Dabei tauchen viele Fragen auf:

• Dürfen nur kremierte Tiere beigesetzt werden oder dürfen Tiere auch erdbestattet werden?
• Welche Tiere dürfen beigesetzt werden? Nur Katzen und Hunde? Oder auch Pferde und so weiter?
•  Dürfen Tiere erst beigesetzt werden, wenn der Mensch beerdigt wurde?
• Darf der Name des beigesetzten Tiers auf dem Grabstein stehen?
• Wie sieht es aus mit Tierfotos auf dem Grabstein?

In Bern tut sich also was.» DeinAdieu.ch berichtet über allfällige Neuerungen.
Link zu Stadtgrün Bern/Friedhöfe

BASEL
Marc Lüthi, Leiter des Bestattungswesens in Basel schreibt: «Die Beisetzung von Tieren auf den Basler Friedhöfen ist nicht erlaubt.» Link zum Basler Friedhofsamt

Dem ist noch Folgendes anzufügen. Die Asche von Verstorbenen, seien es nun Tiere oder Menschen, darf in der Natur ausgebracht werden. Wichtig: Beachten Sie die bau- und umweltrechtlichen Vorschriften im entsprechenden Kanton. Und streuen Sie Asche nur dort aus, wo sich niemand gestört fühlen kann.

Was mit einem Tier geschieht, das in der Kadaverstelle landet, lesen Sie hier. www.wenn-mein-tier-stirbt.ch

Eine Antwort auf „Tote Haustiere im Tierkrematorium würdig verabschieden“

Ines Et Daniel Schramm sagt:

Wir können das Tierkrematorium Seon nur empfehlen. Wir mussten im Oktober 2015 unseren Schäferhund Don gehen lassen und haben ihn dort einäschern lassen. Jetzt ist er wieder bei uns Zuhause in einer schönen Holzurne! Don, wir lieben dich! Deine Mama und dein Papa

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