Larissa Gehrig: «Der Tod ringt den Menschen ein Lächeln ab»

«Bei fast allen Verstorbenen habe ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen gesehen, ein zufriedenes Gesicht», sagt Larissa Gehrig, Leiterin Fachdienst Palliative Care bei der Spitex Zürich Sihl. Die junge Frau lernt die Menschen kennen, wenn ihre letzten Monate, ihre letzten Wochen angebrochen sind. Wenns ums Sterben geht.

«Ich möchte zuhause sterben.» Dieser Wunsch gehört wohl seit Gedenken zum Wesen des Menschen. Zuhause sterben. Dort wo Heimat ist. « … dort wo dich jemand erwartet», schrieb Max Frisch. Zuhause, wo die Liebsten sind. Wo ich mich wohlfühle. Ein optimales Sterben. Wohlbehütet, geliebt, geborgen. Ohne Angst und ohne Schmerzen.

Das ist möglich. Jährlich tritt ungefähr jeder, jede Sechste zu Hause die letzte Reise an. Die anderen sterben in Spitälern, Pflege- oder Altersheimen. Einige verunfallen tödlich.

Zuhause sterben wird in vielen Fällen erst möglich, wenn interdisziplinäre Kräfte zusammenwirken. Dazu gehört neben dem Hausarzt die Spitex. Larissa Gehrig erzählt, was es alles braucht, damit der Wunsch «ich möchte zu Hause zu sterben» wirklich in Erfüllung geht. Die 31-Jährige leitet den Fachdienst Palliative Care bei der Spitex Zürich Sihl. Larissa Gehrig ist dipl. Pflegefachfrau FH, Pflegeexpertin APN, hat einen Master of Science in Pflege und bildete sich weiter in Onkologie und Palliative Care.

Es sind nicht nur diese Titel, die beeindrucken. Eindrücklich ist die Fröhlichkeit von Larissa Gehrig. Ihr Interesse an den Patientinnen, Patienten, ihre Liebe zu den Menschen. Wohltuend ist ihre Erfahrung – im Leben und im Beruf. Sie ist eine starke Persönlichkeit. Wir reden nicht um den Brei, sondern kommen zur Sache.

Larissa Gehrig mit dem Spitex-Rucksack: «Das Nötigste ist dabei, das Wichtigste schon bei den schwerkranken Patientinnen und Patienten. Überschuhe sind dabei, Schürzen, das Tablet mit allen nötigen Kundeninformationen und einer Telefonfunktion, ein Blutdruck-Messgerät, Handschuhe, Verbandsmaterial, Einwegspritzen.» (Foto: Bruno Torricelli)

Frau Gehrig: Was macht die Palliativ Spitex?
Larissa Gehrig: Palliativ Spitex in dem Sinn gibt es nicht. Wir unterscheiden zwischen allgemeiner und spezialisierter Palliative Care. Die allgemeine Palliative Care leisten unsere Mitarbeitenden in der Grundversorgung. Das gehört zum Bestandteil der heutigen Pflege und Medizin.

Warum dann die spezialisierte Palliative Care?
Sie erfordert besondere Kompetenzen und eine Weiterbildung. Mein Team und ich unterstützen die Mitarbeitenden in der Grundversorgung.

Larissa Gehrig: «Wer zu Hause sterben will, der muss das wollen»

Was braucht es, damit jemand zuhause sterben kann?
Den klaren Wunsch: «Ich möchte zu Hause sterben». Fühlt sich jemand nicht wohl dabei, ist es schwierig alles Nötige aufzugleisen. Die Betreuung erfolgt sehr individuell. Es hängt viel vom bereits bestehenden Umfeld ab: Angehörige, Freunde, Bekannte, Nachbarn etc. Sterben zu Hause braucht immer mehrere Akteure.

Wer gehört zum nötigen Netzwerk?
Wir bauen das Netz auf bereits vorhandenen Strukturen. Die Angehörigen spielen eine wichtige, eine zentrale Rolle. Dann braucht es natürlich die tägliche pflegerische Grundversorgung sowie spezialisierte Pflege. Es soll ein Hausarzt dabei sein. Einer, der idealerweise Hausbesuche macht. Wir brauchen eine Apotheke, Therapeuten, etwa Physio-, Ergotherapeuten, Seelsorger.

Seelsorge ist ein wichtiges Thema.
Ja, es betrifft die spirituelle sowie die psychologische Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen. Bedarf haben wir zudem an Freiwilligenorganisationen.

Das sind viele Player.
Ja. Und es ist nicht immer einfach, alle nötigen Stellen mit einzubeziehen. Es erfordert viel Koordination und nicht jeder Dienst kann die häusliche Betreuung anbieten.

Wie läuft die interdisziplinäre Zusammenarbeit ab?
Noch verfügen wir über kein einheitliches Dokumentationssystem. Deshalb kommunizieren wir per E-Mail oder per Telefon. Wenn es möglich ist, organisieren wir gemeinsame Sitzungen, sogenannte Rund-Tisch-Gespräche. Dafür holen wir dann alle Beteiligten an einen Tisch.

Wer koordiniert?
Häufig koordinieren wir vom Fachdienst. Wichtig ist die Ansprechperson bei den Angehörigen, häufig ist das die Partnerin, der Partner. Der Fachdienst und die Mitarbeitenden aus den Spitex-Zentren arbeiten sehr eng zusammen. So vermeiden wir Doppelspurigkeiten. Häufig führen wir Fallbesprechungen durch.

Wo sind die Schwierigkeiten?
Was sicher schwierig ist: Wir müssen alles «zusammensuchen» und mit unterschiedlichen Dienstleistern zusammenarbeiten.

Warum ist das schwierig?
Die Abläufe sind so unterschiedlich geregelt. Jede Apotheke, jeder Hausarzt ist wieder anders organisiert. Und wie bereits erwähnt, die Situationen sind sehr individuell. Wir gehen auf die Patientenbedürfnisse ein. Und darum gibt es kein Rezept, das wir immer befolgen können.

Woran kann der Wunsch scheitern, zuhause zu sterben?
Bei ungenügender Symptomkontrolle, etwa in einer Schmerzkrise oder bei Atemnot, die wir nicht behandeln können. Das kann vorkommen, wenn wir keine gute Vorarbeit leisten können.

Oder, wenn für die Angehörigen …
… die Belastung zu gross wird oder sich beim Betroffenen, bei der Betroffenen der Wunsch verändert. Genau. Dann fällen viele unserer Patientinnen und Patienten neue Entscheide. Wollen in eine Institution verlegt werden.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit jemand die letzten Tage nicht im Spital verbringen muss?
Mit einem Notfall- und Massnahmenplan versuchen wir eine möglichst gute Vorausplanung zu machen. Dort halten wir fest, was wer bei welchen Symptomen machen kann. Wir notieren pflegerische Hinweise, schreiben auf welche Medikamente wann verabreicht werden können. Zudem halten wir die Wünsche von Angehörigen und Betroffenen sowie sämtliche Telefonnummern als Anlaufstelle fest. Ebenso notieren wir die Erreichbarkeit. Dazu gehören Hausarzt, Spitex, Fachdienst. Will jemand nicht mehr ins Spital, dann sollte die Nummer 144 nicht auf der Liste stehen.

Warum nicht?
Wie der Name schon sagt, ist der Auftrag von Schutz und Rettung der Stadt Zürich, Leben zu retten. Wenn die Sanitäter eine Handlung machen, dann haben sie die Pflicht, die Menschen ins Spital zu bringen. Sie können also nicht einfach alarmiert werden, um zu Hause etwa ein Schmerzmittel zu spritzen.

Wie reagieren die Krankenkassen auf den Wunsch, dass jemand zuhause sterben möchte.
Grundsätzlich gut. Voraussetzung ist, dass die Leistungen gut geplant und begründet sind. Leider gibt es Grenzen. Eine 24-h-Betreuung übernimmt keine Kasse. Da sind wir auf Freiwilligendienste oder auf private Spitex-Organisationen angewiesen. Ob jemand die Privatspitex engagiert, hängt stark von der finanziellen Situation ab.

Wie wichtig sind die freiwilligen Begleiter, Betreuerinnen?
Sie sind sehr wichtig. Wir haben gute Erfahrungen gemacht. Besonders wenn Angehörige entlastet werden sollen. Die Betroffenen selber profitieren nicht immer davon, beziehungsweise es ist nicht gleich bedeutsam. Was wir häufig erleben ist, dass Angehörige nicht mehr aus dem Haus gehen, weil sie Angst haben, die Betroffenen alleine zu lassen. Die Nächte sind sehr lang und können sehr belastend sein. Wir haben in der Stadt Zürich zwar Nachtspitex, diese kann jedoch nur punktuell Einsätze leisten. Für Sitzwachen sind wir auf Freiwilligendienste angewiesen.

Larissa Gehrig besucht Gerda Koller. Sie wohnt nahe der Schmiede Wiedikon im fünften Stock. Die Pflegeexpertin und das Spitex-Team begleiteten ihren Ehemann in seinen letzten Wochen. Halfen ihm, zu Hause zu sterben, wie er es sich gewünscht hatte. (Foto: Bruno Torricelli)

Gerda Koller: «Frau Gehrig, Sie stellen immer so gute Fragen»

Larissa Gehrig hat keinen Bürojob. Im Gegenteil. Sie arbeitet an der Front. Bei Patientinnen, Patienten, bei Angehörigen. Zum Beispiel bei Gerda Koller, wo die Pflegeexpertin und das Spitex-Team den schwerkranken Mann betreute. Wir fahren auf einen Besuch vorbei.

Der Weg mit dem Velo ist kurz, die junge Frau kurvt routiniert durch die Stadt. Gerda Koller wohnt im fünften Stock. Für sie liess ihr verstorbener Mann extra einen Treppenlift einbauen. Alle anderen Besucher steigen die Stufen hoch.

Die Wohnung begeistert mich. Es gibt viel zu sehen. Bilder. Bücher. Ein Flügel. Hübsche Objekte. Liebevoll drapiert. Einfache Möbel. Gerda Koller sitzt in einem Peddigrohrsessel auf einem Schaffell, sie ist nicht mehr gut zu Fuss.

Ihr Mann verstarb diesen Frühling. «Er klagte über Bauchweh. Woher das kam, wussten wir nicht. Ich kochte ja für ihn und für mich. Und ob ein Apfel, den er noch gegessen hatte, ‹derewäg Buchweh› macht, konnte ich mir nicht vorstellen. Er ging zum Arzt.» Sie macht kurz Pause, fährt dann weiter mit der Geschichte. «Mein Mann war eher ein Hypochonder, aber in diesem Ernstfall erwies er sich als sehr tapfer.»

Bei einer Gastroskopie entdeckten die Ärzte einen Magenkrebs sowie einen Speiseröhrenkrebs. Beide im Endstadium. «Wir wussten, da gibts nichts mehr zu machen», sagt Gerda Koller. «Der Tod ist nah. Wir waren dankbar für diese Klarheit, weinten zusammen.»

Vorerst war er noch da. Sie kochte ihm Kartoffelstock und wusste, «ich kann ihn nicht pflegen». Gerda Koller erlitt 2014 einen Hirnschlag, war linksseitig stark beeinträchtigt. Deshalb handelten Töchter und Sohn. Sie setzten sich mit dem Palliative Care-Team der Spitex in Verbindung und Larissa Gehrig kam für ein erstes Gespräch vorbei.

Wichtig war, die schmerzhaften Bauchkrämpfe in Griff zu bekommen. Herr Koller benötigte starke Medikamente. Anfänglich schaute die Spitex morgens und abends nach dem Kranken, dann viermal täglich, später sechs Mal. Bis sich der Patient wehrte. Er sagte: «Ich will doch nicht betuttelt werden.»

Larissa Gehrig: «Damit wir die Medikamente problemlos verabreichen konnten, legten wir einen ‹Butterfly› in den Oberschenkel. Dadurch war es allen Instruierten möglich, Spritzen zu geben, ohne den Patienten stechen zu müssen.»

Hansruedi Koller lag in seinem Schlafzimmer in einem Spitalbett, seine Kinder übernachteten abwechslungsweise in der Wohnung. Eigentliche Sitzwachen wollte der Patient nicht am Bett wissen. Die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und den Spitex-Teams klappte perfekt. Die Angst des Patienten doch noch ins Spital zu müssen, war gross. «Er hatte einen eigentlichen Albtraum davor», sagt Gerda Koller. «Wir wussten, ich könnte ihn kaum noch besuchen. Das tat uns beiden weh.»

Die Eheleute redeten viel miteinander. «Ich sang für ihn, betete mit ihm. Zeitweise ‹karchelte› er heftig. Atmete laut.» Es war in einer Freitagnacht. Um zwei kam jemand von der Spitex für einen Kontrollbesuch und konnte ihm eine Spritze geben. Danach wurde es ruhig in der Wohnung. Gerda Koller: «Morgens um sieben höckelte ich mich zu ihm hin, streichelte seine Brust, hielt seine Füsse. Er atmete immer weniger, starb leise.» Die alte Dame wischt sich über die Augen. Sagt dann: «Ich rief meine Tochter. Wir weinten leise – vor Freude und in grosser Trauer.»

Ihr verstorbener Mann litt an zwei Krebserkrankungen: «Wir wussten beide, da gibts nichts mehr zu machen», sagt Gerda Koller. «Der Tod war nah. Wir waren dankbar für diese Klarheit, weinten zusammen.» (Foto: Bruno Torricelli)

Um 7.45 Uhr läutete der Notfallarzt, stellte den Tod fest. «Die Spitexfrau umarmte mich», sagt Gerda Koller. «Es kamen immer dieselben Leute, alle sechs Stunden. Sie nahmen sich Zeit für uns.» Einige Tränen kullern über ihre Wangen. Larissa Gehrig legt die Hand auf ihren Arm. Gerda Koller sagt: «Das war eindrücklich». Dann wird sie still.

Dieses Sterben zu Hause war möglich, weil alles passte. Die Umstände stimmten. «Die Angehörigen übernachteten abwechslungsweise in der Wohnung », sagt Larissa Gehrig. «Wir alle wussten, was zu tun war. Es gab einen Notfallplan, der Hausarzt schaute vorbei, die Spitexdienste stimmten sich optimal ab.»

Hansruedi Koller verstarb am Morgen. «Zum Zmittag kochte ich ‹Kuba›. Sein Lieblingsessen», sagt seine Frau und schmunzelt: «So heisst bei uns das Chili con Carne. Dazu gabs roten und weissen Wein. Essend und trinkend nahmen wir Abschied. Ganz in seinem Sinne.»

Die beiden Frauen schauen sich an. Gerda Koller umarmt Larissa Gehrig. «Sie stellten immer so gute Fragen.» Die Pflegeexpertin lacht. «Das brauchts, damit wir einen massgeschneiderten Service bieten können.»

Larissa Gehrig (Mitte), Leiterin Fachdienst Palliative Care bei der Spitex Zürich Sihl mit ihrem Team: Von links: Luzia Romagna, Michael Bruhin, Christine Jost, Ralph Huber (Foto: Bruno Torricelli)

Larissa Gehrig: «Wir sind gerüstet im Kampf gegen Schmerzen»

Larissa Gehrig, Leiterin Fachdienst Palliative Care bei der Spitex Zürich Sihl erzählt DeinAdieu von ihrer Arbeit mit schwerkranken Patientinnen, Patienten. Sie redet über die Angst vor dem Tod und über ihre Freude am Leben.

Frau Gehrig: Was gibts für neue Medikamente, resp. Verabreichungsformen um jemandem helfen zu können, ohne Schmerz und ohne Angst zu sterben?
Larissa Gehrig: Wir arbeiten zu Hause sehr viel mit subkutaner Therapie. Das heisst, wir legen einen Zugang unter die Haut und spritzen so die Medikamente. Der Zugang kann mehrere Tage belassen werden. So gibt es nur einmal einen Stich und danach spürt man praktisch nichts.

Eine einfache Verabreichungsform …
Genau. So können wir die Angehörigen instruieren. Ebenfalls gute Erfahrungen machen wir mit einem Beruhigungsspray, den Betroffenen und Angehörigen sehr einfach anwenden können.

Der funktioniert wie ein Nasenspray.
Richtig und er wirkt sehr schnell, da er über die Nasenschleimhaut aufgenommen wird.

Wie weit könnt ihr den Schwerkranken und ihren Angehörigen die Angst vor Schmerzen nehmen?
Wir versuchen eine gute Schmerzerfassung durchzuführen und beraten die Betroffenen so wie ihre Angehörigen im Umgang mit Medikamenten, ebenfalls mit der Lagerung des Schwerkranken. Etwa bei Atemnot.

Larissa Gehrig unterwegs auf dem Spitex-Flyer. «Erst wenns kälter ist als zehn Grad minus, nehmen wir das Tram. Sonst sind wir so viel schneller. Bei jedem Wetter. Mit Regenhosen, wasserdichten Schuhen und wasserdichten Jacken. » (Foto: Bruno Torricelli)

Wie seid ihr unterwegs in der Stadt?
Wir sind vorwiegend mit dem Flyer oder einem normalen Velo unterwegs. Da unser Einzugsgebiet in der Stadt Zürich relativ weitläufig ist, sind wir mit dem Velo am schnellsten. Wir können dem Verkehr gut ausweichen. Zudem ist es sehr hilfreich, den Kopf wieder frei zu kriegen nach einem Besuch und sich dann auf den nächsten Besuch einzulassen. Wenn es im Winter mal wieder kälter als minus zehn Grad wird, dann nehmen wir das Tram.

Wie erleben Sie das Sterben ihrer Patienten, ihrer Patientinnen? Haben die Menschen Angst davor, zu gehen? Wehren sie sich, was hilft beim Abschied. Wir sagten unserem Vater, er dürfe gehen. Das machte ihn lockerer. Zufriedener.
Ich kann hier keine allgemeingültige Aussage treffen, da das Sterben individuell ist. Jedoch habe ich viele schöne Situationen erlebt. Das Sterben nach einer schweren Krankheit ist häufig eine Erlösung. Unsere Kundinnen und Kunden haben meistens die Möglichkeit, sich zu verabschieden, gewisse Dinge zu regeln, selbst zu bestimmen. Das ist eine Erleichterung, ebenfalls für die Angehörigen. Natürlich kommt Angst vor. Nebst Gesprächen und enger Begleitung gibt es gute Medikamente, die wir einsetzen können. Bei fast allen Verstorbenen, die ich begleiten konnte, habe ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen gesehen, ein zufriedenes Gesicht. Dies hilft den Angehörigen.

Was sagten Sie, wenn Sie wüssten, Sie würden heute Nacht friedlich einschlafen und nicht mehr erwachen?
Das wünscht sich natürlich jeder: einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen. Ich wünsche mir das schon, aber natürlich erst mit etwa 90 Jahren und nur mit meinem Mann. (Sie lacht, wird dann wieder ernst) Einfach einzuschlafen bedeutet ebenso, sich nicht verabschieden können. Das finde ich traurig. Ich erlebe in meiner Arbeit schwere Momente, aber die Qualität sich von jemandem verabschieden zu können, gewisse Dinge zu sagen, ist enorm hoch.

Fürchten Sie sich vor dem Tod?
Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Wäre froh, wenn er noch ein bisschen auf sich warten liesse (Sie lacht wieder) Ich habe meine Arbeit sehr gerne und ich geniesse ebenso das Leben. Der Gedanke nicht mehr bei meinen Liebsten zu sein, ist für mich zwar nicht beängstigend, aber doch unangenehm.

Was denken Sie, kommt nachher?
In meiner Vorstellung natürlich das Leben auf einer Wolke von der aus ich auf meine Liebsten schauen und so immer bei ihnen sein kann. Aber ganz ehrlich: Es kommt nichts.

Haben Sie einen Wunsch, ein Anliegen, dass ich hier platzieren könnte?
Ich habe vieles gelernt in meinem Beruf. Ein besonderes Anliegen ist mir, das miteinander Reden. Egal ob jemand krank oder gesund ist. Ich sage: Streitet euch, entschuldigt euch, vertragt euch, aber um Himmels willen, redet darüber. Man weiss nie, wann man nichts mehr sagen kann.

Text/Interview: Martin Schuppli, Fotos: Bruno Torricelli

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