Tom Hofer: «Mich fasziniert die Arbeit für die Menschen – mit den Menschen»

Millionen Kinder und Jugendliche haben keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. CO-OPERAID setzt sich für diese Kinder ein.

Wir erkennen uns sofort auf dem Bahnhof Sargans. Tom Hofer, Fundraiser beim Schweizer Hilfswerk CO-OPERAID ist gross und schlank. Fröhlich und mit sympathischem Ellenbogen-Knuff. Wir wollen über sein grosses Engagement reden. Über die Hilfe zur Selbsthilfe. 

Seit 2017 ist er Verantwortlicher für das Privatspender-Fundraising bei CO-OPERAID. Er schloss ein Studium in NPO-Management ab, ist diplomierter Fundraiser. Ausserdem hat er Pädagogik, Theater und Kunst studiert. «Seit 2001 war ich bei verschiedenen gemeinnützigen Organisationen tätig», sagt er. «Sich für die Bildung von benachteiligen Personen einzusetzen, ist sinnstiftend. Ich stehe zu hundert Prozent hinter den Projekten von CO-OPERAID. Unsere Projekte leisten ‹Hilfe zur Selbsthilfe› und können dadurch auf ein tragfähiges Netzwerk zählen. In den Projektgebieten und Ländern sind wir langfristig tätig.»

«Unsere Organisation engagiert sich seit 1981 in Afrika und Asien. Unsere Projekte eröffnen den Menschen Chancen durch Bildung. Überzeugt davon, dass sich vor allem auch junge Menschen durch Bildung eine bessere Lebensgrundlage schaffen können. Zudem stehen bei uns die Ausbildung und Förderung der Frauen im Fokus».

Tom Hofer, CO-OPERAID
Tom Hofer erzählt von seiner Arbeit in Bangladesch. Erschreckend sei die sehr grosse Gewalt an Frauen, sagt der 41-Jährige. Darum stärkt CO-OPERAID spezifisch auch Frauen. (Foto: Eddy Risch)

Es gibt Geschichten, die zerreissen einem das Herz

Tom Hofer weiss, wovon er spricht. «Ich habe die Projekte in Bangladesch besucht: Dort wollen wir mit Grund- und Berufsbildung gezielt auch Frauen und Mädchen fördern.»

«Erschreckend ist die sehr verbreitete Gewalt an Frauen», sagt der 41-Jährige. In der Region Bandarban in den Chittagong Hill Tracts erwerben junge Frauen und Mütter in verschiedenen Kursen berufliche Fähigkeiten. Sie gehören zur ethnischen Minderheit, der Urbevölkerung dieser Region. «Daneben haben wir mit unserem lokalen Partner im Marktstädtchen Thanchi eine Berufsschule aufgebaut. Zudem sorgen wir für den Zugang der Kinder ethnischer Minderheiten zur Grundbildung durch lokale Dorfschulen.» 

«Mir zerriss es fast das Herz, als ich in der Zeitung von einem Schulleiter in der Hauptstadt Dhaka las, der wegen eines sexuellen Übergriffs an einer Schülerin ins Gefängnis musste. Darauf organisierte er Schergen, und diese zündeten die junge Frau an.» Tom Hofer bricht die Stimme, wir schweigen betroffen. Dann sagt er: «Zum Glück können die Medien und die sozialen Netzwerke zunehmend dazu beitragen, dass die Regierung sich mit solchen Verbrechen auseinandersetzen muss. Dies gibt mir Hoffnung für die Zukunft».

Tom Hofer
Tom Hofer hat mit Frau und Kindern in Winterthur-Seen eine Heimat gefunden. Er lacht und sagt: «Ich schätze es, wie unbeschwert Kinder in der Schweiz aufwachsen dürfen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein grosses Geschenk.» (Foto: Eddy Risch)

Eine unbeschwerte Kindheit ist ein Geschenk

Tom Hofer und seine Frau Marianna reisten im Juni 2007 aus England in die Schweiz ein. «Wir fanden eine neue Heimat in diesem wunderschönen Land. Unsere Kinder Andreas und Matilda sind im Winterthurer Kantonsspital zur Welt gekommen.»  Neben sportlichen Aktivitäten wie Wandern, Segeln, Handball, Schwimmen, Velofahren, Lesen sowie Museumsbesuch und Kino ist die Musik ein weiterer gemeinsamer Nenner. «Die Kinder spielen Geige und Cello, Marianna lernt Schwyzerörgeli, und ich lerne Altflöte.» 

«Ich schätze es, wie unbeschwert Kinder in der Schweiz  aufwachsen dürfen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein grosses Geschenk», sagt Tom Hofer. Weiter erzählt er, sie hätten schnell Anschluss ans soziale und kulturelle Leben gefunden, hätten viele Familien kennen gelernt durch die Kinder, durch Schule und Vereine.

Während Ehefrau Marianna in der Medizinaltechnik-Branche arbeitet, engagiert sich Tom Hofer für Benachteiligte.

Tom Hofer weiss, was Benachteiligung bedeutet. «Meine Schwester kam behindert zur Welt. Die sogenannte Andersartigkeit und die damit verbundene Ausgrenzung habe ich miterlebt.» 

Dabei geht es ihm um die Arbeit für die Menschen und mit den Menschen. «Mich fasziniert, was wir in unserem kleinen Hilfswerk bewirken können. Um diese Arbeit finanzieren zu können, heisst es Gönner/innen, Spender/innen, Projekt-Paten/innen finden. Wir suchen Menschen, die überzeugt hinter unserer Arbeit stehen.» Bei diesen Kontakten sei ihm der persönliche Austausch besonders wichtig. Ihn interessieren der persönliche Lebensweg und die Beweggründe hinter einem Spendenengagement. «Diese persönlichen Begegnungen mit Spender/innen schätze ich sehr.»

Tom Hofer
Tom Hofer schätzt den persönlichen Austausch mit Spenderinnen und Spendern. «Wir als CO-OPERAID sagen ja, wir sind ein persönliches Hilfswerk.» (Foto: Eddy Risch)

Als nahbares Hilfswerk persönliche Beziehungen aufbauen

«CO-OPERAID ist ein überschaubares und dadurch ‹persönliches› Hilfswerk. Spenderinnen und Spender können bei uns zu einem Austausch vorbeikommen, auf einen Kaffee oder zum gemeinsamen Mittagessen im Park oder Restaurant. Wir wollen dieses Nahbare in unserer Organisationskultur leben.»

Eine Gruppe sehr treuer Spender/innen sind unsere Projekt- und Themen-Patinnen und -Paten. «Zu ihnen gibt es viele persönliche Beziehungen, die über Jahre gewachsen sind.» Kündigt jemand eine Patenschaft, geht das mit Wehmut einher. «Oft sind es die zu hohen Pflegekosten des Ehepartners, die zu einer Stornierung führen.» Was viele Patinnen und Paten, aber auch Spender/innen, nicht zu wissen scheinen: Sie können CO-OPERAID auch mit einem Legat unterstützen. Wem die Bildung für Kinder in armen Regionen am Herzen liegt, kann über das Lebensende hinaus ein Zeichen setzen und die Bildungsprojekte von CO-OPERAID für die Zukunft sichern. «Ich wünsche mir, dass wir bei CO-OPERAID die Legats- und Testamentsspenden in den kommenden Jahren stärken können. Ich danke allen, die Interesse haben und freue mich auf Ihre Kontaktnahme!»

Tom Hofer
Tom Hofer erklärt, wie sich CO-OPERAID für die Bildung in Afrika und Asien engagiert. (Foto: Eddy Risch)

Millionen von Kindern wachsen ohne Bildung auf

Tom Hofers Kinder gehen in die 4. bzw. 7. Klasse. Tom Hofer: «Ihnen stehen viele Chancen und Möglichkeiten offen. Sie werden gefördert und entwickeln ihre Fähigkeiten.» Für Millionen von Kindern und Jugendlichen in unterentwickelten Regionen gebe es hingegen keine Möglichkeit, eine gute Grundschule zu besuchen oder berufliche Fertigkeiten zu erlernen. «Wir von CO-OPERAID setzen uns für diese Kinder ein. Sie müssen eine Chance erhalten, etwas zu lernen. Sie sollen die eigenen Fähigkeiten entdecken und sich entwickeln können», sagt Tom Hofer. «Mit unserem Engagement für das internationale Kinderrecht auf Bildung sind wir Teil einer Bewegung. Unsere Projekte in Afrika und Asien ermöglichen Schulbildung und Berufsbildung für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien.»

Tom Hofer
Tom Hofer erklärt, wie sich CO-OPERAID für die Bildung in Afrika und Asien engagiert. (Foto: Eddy Risch)

Den Herzenstraum leben

Ein Satz von Tom Hofer berührt. Er sagte, es gehe bei seiner Arbeit nicht um Quantität. «Es geht mir, es geht uns um die Qualität. So können wir unseren Herzenstraum leben. Können uns einsetzen für die Bildung besonders bedürftiger Kinder und Jugendlicher in Afrika und Asien.»

Fotos: Eddy Risch, Text: Martin Schuppli

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